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„Die Lösung ist immer einfach.“

Am kommenden Freitag ist es soweit. „Silver“, das Debütalbum von Hermetrik, erscheint nach zwei Jahren harter Arbeit. Der Release Gig findet bei Rare Guitar in Münster statt. Vorab stand uns Hermetrik Frontmann Habbo Rede und Antwort. Wie schafft man es beispielsweise mit Bandmitgliedern aus Münster und Hamburg regelmäßig zu proben? Was hat die Siegerin der Bodybuilder Meisterschaft NRW 2019 mit ihrem kommenden Musikvideo zu tun? Und macht es ihrer Ansicht nach noch Sinn, in Zeiten von Streaming auf ganze Alben zu setzen? 

 

Welches Konzert habt ihr zuletzt als Gast besucht?

Das letzte Konzert, was wir gemeinsam als Band gesehen haben, war Von Wegen Lisbeth und danach The Subways auf dem Big Day Out Festival in Anröchte dieses Jahr im August, weil wir da zuvor auch gespielt haben. Da wir schon seit einer Weile nicht mehr alle in der selben Stadt wohnen, haben wir schon länger gar nicht mehr (außer wenn wir selber irgendwo spielen) alle zusammen ein Konzert besucht. Kai und ich waren aber auf dem Maximo Park Konzert und auf einem Leoniden Konzert in Münster zusammen. Von Thorsten – unserem Bassisten – weiß ich, dass er in der Barclay Card Arena in Hamburg Muse gesehen hat! Und Ingmar, unser Drummer, war neulich bei K.I.S.S.

 

Nach zwei EPs 2017 und 2018 erscheint nun euer erstes Album „Silver“. Wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Ja, das ist eine gute Frage. Die ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es war mehr ein intuitiver als ein verstandesmäßiger Entscheidungsprozess. Alles begann mit unserem Artwork. Bevor wir das Plattencover designed haben, hatten wir bereits silberne Sticker, auf denen unser Logo (das „M“) in schwarz drauf gedruckt war. Dann haben wir mit ganz vielen Versuchen probiert, das Cover zu gestalten und sind dann dahin gekommen, dass die Lösung immer einfach ist. Also ist es schwarz mit einem silbernen Sticker geworden und einem schwarzen „M“ in der Mitte. Weil uns das schwarz-silberne Cover so gut gefiel, stand plötzlich das Wort SILVER im Raum. Wir finden, dass das Design und der Sound so gut zusammen passen (schlicht, kontrastreich, simpel, aber eingängig), sodass wir uns plötzlich alle einig waren, dass das Wort SILVER alles ausdrückt, was diese Platte soundmäßig zusammenfassen kann. 

Was war bei der Arbeit daran die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung war, sich zu entscheiden, welche Songs wir auf die Platte nehmen. Bei ca. 70 % waren wir uns sofort einig. Dann hatte aber jeder so seine Lieblinge. Aber auch das haben wir relativ schnell hinbekommen. Eigentlich hat der Schreib- und Produktionsprozess recht lange gedauert, weil wir es in Ruhe und gut machen wollten. Alle einzelnen Bausteine und Phasen haben sich dann jedoch ganz entspannt ineinander gefügt.

 

Wie seid ihr die Arbeit an das Album angegangen? Hatte einer das Sagen oder war es eine Gemeinschaftsarbeit? Wie sieht die Aufgabenteilung innerhalb der Band generell aus?

Also das sind drei Fragen. Ich versuche, sie der Reihe nach zu beantworten. Da wir aus Münster und Hamburg kommen, haben wir viel an Probewochenenden und Probewochen geschrieben. Ab und zu gab es Ideen, die in einer Dropbox für alle zugänglich waren. Dann haben wir meist Freitagabends bis spät in die Nacht auf den Ideen gejammt, oder ganz neue Ideen sind entstanden. Am Samstag haben wir uns dann recht früh wieder getroffen, die Ideen ausgearbeitet und einen Roughmix recorded. Es gibt keinen in der Band, der „das Sagen“ hat. Alles ist basisdemokratisch, und es muss am Ende jedem gefallen. In Bezug auf das Songwriting haben wir keine Aufgabenteilung. Eher bei andere Sachen. Ich (Habbo/Gitarre, Keys) kümmere mich ums Booking, Social Media und die Promo. Kai (Gesang) kümmert sich um die gestalterischen Aufgaben und das Booking, weil er Designer ist. Die anderen beiden kümmern sich mehr um technische Fragen und Equipment. Mittlerweile haben wir aber auch zusätzlich noch eine Booking-/Promoagentur hinzugezogen, und unser Label „LePapaguy“ aus Hamburg übernimmt auch einige Tätigkeiten.

 

Wann wusstet ihr, dass das Album mit zwölf Tracks fertig ist?

Alle Tracks waren Anfang des Jahres quasi fertig geschrieben, und ein Großteil auch schon fertig aufgenommen. So richtig fertiggestellt war es aber erst im Mai 2019. Insgesamt haben wir zwei Jahre an dem Album gearbeitet, wobei wir ja auch ein paar Songs von den beiden EPs mit rüber genommen haben. 

Findet ihr Alben in Zeiten von Spotify noch zeitgemäß?

Ich denke, dass Alben immer zeitgemäß bleiben werden, auch wenn der Umgang mit einem Album sich total verändert hat. Künstler haben immer Schaffensperioden und -phasen und müssen das, was sie produzieren und erzeugen irgendwann auf einen gemeinsamen Nenner bringen und auf ein Ziel zuspitzen. Das ist in der Musikbranche nunmal das Album. Klar könnte man auch immer mal wieder was releasen, jedoch verpufft das dann mehr, als wenn man es auf einen Zeitpunkt zuspitzt und dann mit ganzer Energie darangeht, es zu verbreiten. Was vielleicht eher anders geworden ist, ist das Hören von Alben. Die richtigen Fans hören natürlich noch rein und hören sich das Album von A – Z durch. Die meisten kennen aber oft nur die bei Spotify unter „Popular“ stehenden Songs aus Playlists. Da könnte man natürlich sagen, dass ein Album keinen Sinn mehr macht. Jedoch sollte sich gerade der Musikliebhaber immer mal wieder die Zeit nehmen, ein ganzes Album zu hören. Ob nun physisch oder digital; das ist egal. Es lässt einen einfach tiefer in das Werk einer Band oder eines Interpreten eintauchen. Das, obwohl so viel Musik gehört wird, immer weniger Zeit da ist, ein Album zu hören, ist manchmal etwas schade an der momentan doch sehr sehr schnelllebigen Entwicklung.

 

Findet ihr die Entwicklung der gesamten Musikbranche eher positiv oder negativ?

Ob die Musikbranche sich nun positiv oder negativ entwickelt hat, kann ich schwer beurteilen. Meist beinhalten Antworten auf „oder-Fragen“ ja beides. Also positiv ist auf jeden Fall die Aufwertung von Live-Konzerten und die Tatsache, dass jeder seine Musik via Social Media verbreiten kann. Das ist ja gemeint, wenn man von der Demokratisierung der Produktions- und Vertriebsmittel spricht. Gleichzeitig ist das Moment aber auch dialektisch, und nun investiert keiner mehr in kleinere Bands, weil z. B. ein Label daran glaubt, sondern die Bands machen die ganze Arbeit bis zu dem Punkt, wo sie finanziell relevant werden und dann kommt ein Label und greift sie ab. Meiner Meinung nach ist es schwer, hierbei schwarz oder weiß zu sehen. Vieles hat sich verbessert, finanziell jedoch eher verschlechtert, weil einfach nirgendwo mehr Millionen von Alben verkauft werden. Das gleicht auch das Live-Geschäft nicht total aus.

 

Warum findet euer Albumreleasegig am 11. Oktober bei Rare Guitar Münster statt?

Weil wir dort unseren allerersten Auftritt hatten, nachdem wir Anfang 2015 HERMETRIK gegründet haben. Wir wollten mit dem Release des Debütalbums den Kreis schließen und dorthin zurückkehren. Es ist ein schönes Gefühl und eine tolle Konzertlocation. Es ist gleichzeitig ein geiler Gitarrenladen und ein super Konzertvenue! Wir könnten uns keinen besseren Ort vorstellen.

 

Wie habt ihr die Locations für eure Albentour zusammengestellt? Sind für euch Orte mit besonderer Bedeutung dabei?

Wir haben uns erst einmal bandintern auf einen Zeitraum geeinigt und dann geschaut, wer zu dem Zeitpunkt Zeit und Lust hat, uns zu hosten. Kiel ist zum Beispiel ein Ort von besonderer Bedeutung, weil wir da eines unserer geilsten Konzert bisher gespielt haben. Als wir klar hatten, dass wir die Tour machen, haben wir dort sofort wieder angefragt. Auf Leipzig freuen wir uns auch riesig, weil wir dort bisher noch nicht gespielt haben. Münster und Hamburg mussten natürlich dabei sein, weil die Band ja aus beiden Orten kommt.

 

Wo tretet ihr lieber auf: auf Festivals oder in kleinen Clubs?

Wieder eine „oder-Frage“ ;-). Beides ist geil! Kann man nicht sagen, was besser ist. In Clubs sind wir mehr gefragt, die Leute zu ziehen, es ist dann etwas intimer. Auf Festivals hat man die Chance, ein breiteres Publikum für sich zu erobern. Das sehen wir aber nicht als Druck, sondern als Spaß!

 

Empfindet ihr Vergleiche zu anderen Bands wie Depeche Mode eher als Vor- oder Nachteil?

Also da haben wir keine Probleme mit. Einiges am Sound erinnert ja auch daran. Es könnte schlimmere Vergleiche geben. Aber natürlich haben wir auch einen eigenen Sound erarbeitet. Es ist uns schon wichtig, dass es nicht bei einem reinen Vergleich bleibt. Jede Band wird durch irgendwen beeinflusst und inspiriert. Jedoch ist es uns wichtig, dass die vielen Puzzleteile dann ganz klar HERMETRIK ergeben!

 

Ihr seid im Berufsleben eingespannt. Euer Bassist kommt aus Hamburg. Wie schafft ihr es, regelmäßig in Münster zu proben?

Bock auf Musik! Es ist für uns mehr als ein Hobby. Es wird langsam immer mehr zu einem zweiten Beruf. Wir alle hängen uns rein, und abgemachte Termine sind feste Termine. Gecancelled wird selten. Es gibt uns einfach viel zurück, wenn die Band gut läuft. In der ganzen Produktion steckt viel Herzblut. 

 

Was steht als nächstes an? Kommt nach der aktuellen Taktung zu urteilen 2020 eurer nächster Release?

2020 wollen wir ein oder zwei Videos releasen und sonst nur live spielen und Promo machen. Es steht erst einmal im Vordergrund, das Album möglichst bekannt zu machen. Da wird keine Zeit für ein neues Album oder eine EP sein.

 

Was schätzt ihr aneinander am meisten?

Dass wir unendlich viel Spaß haben, wenn wir zu viert zusammen sind und dass wir uns absolut aufeinander verlassen können. Ebenso, wenn es mal Streit gibt, ist die Lösung nicht fern und danach wird’s meist besser als vorher!

 

Wie kann man euch als Band am besten eine Freude machen?

Stell uns auf eine große Bühne vor ein geiles Publikum, das wir glücklich machen können, und wir sind glücklich!

 

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