· 

Bittere Zeiten

Der Duisburger Rapper FALK veröffentlicht sein neues Album am 6. November. Auf "Bitter" zeigt sich Falk von seiner persönlichen und nahbaren Seite. Bekannt wurde er eigentlich durch die Teilnahme an Battle-Formaten wie dem VBT oder DLTLLY, wo er einschlägige Erfahrungen in der Kampfkunst des HipHops sammelte. Er ist der Beweis dafür, dass Battlerap keinem Stereotyp entsprechen – und schon gar nicht erzwungen grenzüberschreitend, hart oder aggressiv sein muss. (PR Mona Lina/Fotos: pottgestalt)

Dein Album "Bitter" erscheint am 6. November. Wie lange hast du daran gearbeitet?

Das ist schwierig zu beantworten, weil die Herangehensweise sehr schwammig war diesmal. Aber ich denke, der tatsächliche Prozess bis zur Veröffentlichung lief jetzt so rund anderthalb Jahre.

 

Wie sah deine Herangehensweise bei diesem Album aus? 

Mir war lange Zeit nicht klar, dass ich ein Album mache. Ich wollte eigentlich auch keins machen, sondern mich viel mehr auf Singles konzentrieren und alles so aktuell rausfallen wie möglich. Wenn mich etwas gestört oder beschäftigt hat, habe ich mir einen Beat genommen und geschrieben. Manchmal, wie z. B. beim Titelsong, hab ich mir gar nichts gedacht vorher, sondern nur den Beat gehört und drauf los geschrieben. Irgendwann hab ich dann gemerkt, dass ich diese ganzen Songs gar nicht veröffentlicht habe und alles thematisch ziemlich eng beieinander liegt. In diesem Prozess hab ich mir dann Songs und Skizzen angesehen, die mal für andere Projekte gedacht waren oder nie veröffentlicht wurden und der ein oder andere Song hat ebenfalls gepasst und so hat das dann alles auf einem super natürlichen ungezwungenen Weg zusammengefunden.

Wieso hast du zum Schreiben des Titeltracks "Bitter" am längsten gebraucht?

Das hat mehrere Gründe: Auf der einen Seite hat es mich ein kleines bisschen überfordert, was da eigentlich aus mir herausgesprudelt ist beim Schreiben, sodass ich, glaube ich, bei den ersten 8 Versen schon angefangen habe zu weinen. Danach brauchte ich auch einfach eine kleine Pause, um mich zu sortieren. Auf der anderen Seite wollte ich, dass der Text so ehrlich, und chronologisch wie möglich ist, ohne dabei meine Geschichte zu verfälschen oder zu pathetisch zu klingen. Mir war wichtig, den Song immer nur dann weiter zu schreiben, wenn gerade tatsächlich ein natürlicher Reflexionsprozess in mir vorgeht. Klar, manchmal muss man sich zum Schreiben und auch zur Selbstreflexion zwingen – oder besser motivieren –, aber auf diesem Song wollte ich, dass es auf ganz natürlichen Weg kommt. 

 

Wer war an der Produktion deines Albums beteiligt?

Das waren diesmal echt super viele Menschen, und ich bin wirklich froh, wie gut alles gepasst hat. Ich glaube, es ist nicht selbstverständlich, mit so vielen Menschen zusammenzuarbeiten – ob in der Promo, bei den Videos, den Beats, dem Artwork, dem Mental Support, dem Recording, Mixing und Mastering – und trotzdem so ein homogenes Album & Promophase hinzubekommen. An dieser Stelle auf jeden Fall ganz dicken Dank an Mona Lina für die Promo, Beatburgerz, Odd John, Davo, Darth Morty, SHNDi, Mrbx, Aesy, Philchef, MC Zirkel für die Beats, Masu, Malik, Khacoby, Odd John für die Featureparts, Pottgestalt und Peat für die Videos, Benny für das Artwork & Masu fürs Mixing. 

 

Wer durfte das fertige Album als Erstes komplett durchhören, der nicht an der Produktion beteiligt war?

Die Jungs und Mädels von Team Reiben, die ich oben nicht namentlich genannt habe. Vielleicht hätte ich doch eine CD mit Booklet und Widmungen machen sollen. 

 

Dein Album erscheint mitten während des zweiten Lockdowns in Deutschland. Hast du Bedenken, dass dein Release im allgemeinen Coronafrust untergeht? Oder wird es den Menschen eher helfen, ihre eigenen Probleme/Konflikte zu verarbeiten, wenn sie sich die Zeit nehmen, es bewusst anzuhören?

Das ist schwer zu sagen. Auf der einen Seite denke ich, dass der Herbst, der Frust, dieses Gefühl von in der Luft hängen perfekt sind, um sich in das Album reinführen zu können, auf der anderen Seite bin ich einfach niemand, der das in irgendeiner Art & Weise einschätzen kann. Ich glaube, dass ich ohnehin jemand bin, der etwas unter dem Radar fliegt, der aber auch eine stabile Base von Follower:innen hat, die das unabhängig von Shut- oder Lockdowns auschecken und fühlen werden. Und vielleicht kommt ja der*die andere noch hinzu und fühlt sich eingeladen, an meinem Schaffen teilzuhaben. 

 

Wer oder was steckt hinter dem Kollektiv "Team Reiben"?

In erster Linie sind wir ein Künstlerkollektiv. Battlerapper, Künstler:innen, Freund:innen und Menschen. Die meisten der Männer und Frauen habe ich durch Battlerap und das Internet kennengelernt, und heute hängen wir mal mehr mal weniger zusammen und unterstützen uns so gut es geht beim Erfolg des*der Einzelnen. Einige von uns kommen noch aus so einer Zeit der Forenkultur und von Battlerapplattformen und irgendwie ist daraus eine Art eigenes kleines Forum, eine eigene Plattform für uns selbst geworden. 

 

Du hast deine Ursprünge im Battle Rap. Bist du selbst dein härtester Gegner?

safe

 

Welcher Promi wäre im Battle Rap dein Wunschgegner?

Das Problem ist: Wenn ich einen Promi battlen würde, müsste ich mich super intensiv mit ihm*ihr und seinen*ihren Aussagen & Handlungen in der Öffentlichkeit und auf Social Media auseinandersetzen. Ich glaube, das will ich gar nicht, weil mich das voll belasten würde. Bei Battlerapper*innen ist das nicht so gravierend, weil es oft nicht so viel Material gibt. Aber, wenn ich mich wochenlang mit einer prominenten Person beschäftigen müsste, die ständig in der Öffentlichkeit steht: Ich würde safe richtig unglücklich werden. Man steigert sich da ja auch immer richtig rein und hängt sich dann an allem auf, was man dem*der Gegenüber an den Kopf werfen und woraus man ´nen Strick drehen könnte. 

 

Was steht nach dem Release als nächstes bei dir an?

Ich hab immer noch einen Haufen unveröffentlichter Songs, die nach und nach als Singles und ggfs. mit Videos erscheinen werden. Und wenn sich das im Laufe der Zeit irgendwie anbietet, werde ich natürlich an der nächsten EP oder dem nächsten Album arbeiten. 

 

Was wirst du als Erstes machen, wenn wieder alles erlaubt ist?

Urlaub